Gamedev und Spieleentwickler in Deutschland – Eine kleine Kritik

Christian Mai 17, 2021 0 Comments

Gamedev aka Spieleentwicklung wird auch immer bekannter in Deutschland. Dabei kommen gar nicht mal so wenig gute Internationale Spiele aus dem guten alten Deutschland. Klar hier ist das Internetz noch Neuland und der liebe Herr Kohl würde heute noch die Zukunft lieber gegen eine Tasche voll Geld umtauschen, aber die Spieleentwickler in Deutschland sind teilweise schon seit unzähligen Jahren dabei und beglücken uns mit Titeln wie Gothic oder Anno. Allerdings halten sich die meisten auch nur mehr schlecht als Recht über Wasser und somit wandern einige ins Ausland aus oder lassen sich von den Großen aufkaufen. Nur sehr wenige Studios schaffen es mit eigenen Möglichkeiten kontinuierlich zu wachsen. Das ist natürlich Schade.

Im Indie Bereich gibt es auch vielversprechende Entwickler die sich auch auf den sozialen Plattformen tummeln und viele von denen schreiben und machen Videos in Englischer Sprache, denn sonst würde die Reichweite einfach nicht ausreichen. Die meisten träumen von einem leben als Vollzeit-Gamedev/Entwickler und nur wenige schaffen dies. Das ist allerdings auch im internationalen Raum nicht anders.

Der Deutsche Gamedev und die liebe Sicherheit

Meistens liegt es aber auch einfach an der Lust/Angst um sich und sein Spiel zu präsentieren und einer alten Deutschen Tugend… der Sicherheit. Ich erkläre dies mal kurz:

1. Die meisten wollen und suchen die Sicherheit, was bedeutet, dass gamedev nur ein Hobby bleibt oder man versucht bei einem großen Spieleentwickler reinzukommen. Dabei kann man in etwa sagen, auf 1 Stelle kommen 200 bis 500 Bewerber. Und um aufzufallen muss man sich auch hier wieder gut verkaufen können. Wer heute noch denkt, dass nur Nerds in die Spieleentwicklung gehen, der hat so in etwa im Jahr 2000 sein Hirn abgeschaltet. In die Gamedev-Riesen wechseln teilweise hochdekorierte Banker, Ärzte und studierte Wissenschaftler. Gut, es wechseln wahrscheinlich keine verbeamtete Staatsdiener. Da ist die Suche nach Sicherheit noch größer und daher denke ich, würde sich von diesen Menschen auch eher keiner Bewerben. Natürlich gibt es auch die Ausnahme, zB. Jemand der von Zuhause aus ein wenig gezwungen wurde um solch eine Karriere beim Staat anzustreben.

2. Wer nun als Indie Gamdev einsteigen möchte, also selbständiger Spieleentwicklung ohne fremdes Kapital, oder ein nicht finanziertes Studio eröffnen möchte, dem schlagen erst mal tausende an Sachen ins Gesicht. Willkommen bei der Deutschen Bürokratie. Hieru muss man aber sagen, auch wo anders gibt es diese Bürokratie, aber Deutschland ist schon bekannt dafür.

3. Ganz zum Schluss gibt es noch den Drang nach dem Perfektionismus und das muss bodenständig sein. das meine ich im Sinn: Ich mache nur Spiele die auch Mehrwert bieten oder ich mache nur richtige Kunst… und und und.

4. Dann geben auch viele etwas darauf, wie ihr Umfeld sie sieht. Was immer schlecht ist als Selbständiger, denn meistens findet das Umfeld die Idee von Selbständigkeit erst mal Scheisse. So war es auch bei mir. Beim Auswandern ist das nicht anders… egal wo ich hinwollte, Freunde waren erst mal negativ eingestellt und haben mir davon abgeraten. Hätte ich jedem zugehört, dann wäre ich nie bei Blizzard, Giga usw… gewesen, sondern hätte schön mir eine ordentliche Arbeit gesucht. Konnte nie verstehen, was so schlecht sein soll bei einem Fortune 500 Unternehmen Angestellter zu sein… Aber Ausland ist schon wieder unsicher.

5. Viele wollen Ihr Spiel nicht zeigen bevor es nicht komplett fertig ist, denn jemand könnte ja die Idee stehlen und dann schneller entwickeln. Ich verstehe den Gedanken dahinter, aber leider ist das komplett Kontraproduktiv

Viele würden gerne den Traum leben, aber trauen sich dies nicht zu oder werden vom Umfeld manipuliert. Ein angenehmer Positiver Trend ist, dass immer mehr Universitäten und Fachhochschulen sich dem Theme Gamedev annehmen und Student:Innen auch in diesem Bereich fördern. Das merkt man auch verstärkt, wen man sich anschaut wo manche Spiele entwickelt wurden. Öfters tauchen Gamedev Labs von Hochschulen in diesen Listen auf. Mich persönlich freut es, auch wenn das in Frankreich schon länger ein Trend ist. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Franzosen schon länger mit den Tech Hochburgen: Paris, Montpellier und Nantes sehr gut aufgestellt ist. Auch bei mir kamen die Anfragen um auf der Bühne was vorzutragen oder meinen Senf dazu zu geben aus Frankreich, England oder den USA. Ich bin mir aber sehr Sicher, dass auch Deutschland bald mehr in dieser Hinsicht machen wird. Falls mal ein Politiker das lesen sollte… Macht doch noch ein bisschen mehr. Ich weiß, das ist nicht einfach, aber bleibt am Ball.

Gamedev == Unternehmertum == Politik

Bleiben wir kurz bei der Politik und ich möchte dazu sagen, dies ist nur meine subjektive Meinung und ich bin nicht vollumfänglich informiert. Die Politik macht einfach viel zu wenig für die Gamedev-Branche! Obwohl diese Weltweit mehr Geld einbringt, als die Musik und Film Branche zusammen und im Jahr 2020 $159.3 Milliarden Umsatz generiert hat. Ist das nicht genug um sich mehr dafür zu begeistern. Würde die Gaming Industrie nicht ordentlich Steuern abwerfen? Förderung ist natürlich eine gute Sache, aber es gibt einfach kein “Ecosystem” für diese Branche… eigentlich ist das “Ecosystem” für Unternehmer und StartUps ein wenig lauwarm in good old Germany. Diese Branche ist momentan eigentlich recht Krisensicher, denn was machen die Leute wohl, wenn sie zuhause eingesperrt sind? Genau… spielen. Momentan ist die beste Zeit um diese Industrie zu pushen.

Aber warum übe ich Kritik an der Politik? Die machen doch schon was!
Hierzu möchte ich den Bundesminister der momentan für unsere lieben Computerspiele zuständig ist zitieren. Andreas Scheuer meinte zum Abschluss des: Der Deutsche Computerspielepreis: “Viele Bereiche unseres Alltags profitieren von den technischen Innovationen und dem Know-how der Branche“ und “Das reicht von Architektur und Bau über Mobilität und Bildung bis hin zu Gesundheit und Pflege.

Es tut mir leid, lieber Herr Bundesminister Andreas Scheuer, aber der größte Teil des lieben Geldes, und somit für die Steuer interessant, sind die Spiele die die Spieler einfach super Unterhalten können. Ein Wörld of Feuerwehreinsatz oder ein Wörld of Architektur wird einfach nie zu einem World of Warcraft oder World of Tanks. Bildung muss sein, aber die Leute geben nun mal bei Spielen mehr Geld aus wenn diese Unterhalten.

Sicherlich war es echt nett gemeint und sicherlich hat man mit Autobahnen viel Stress, aber trotzdem sollte man sich ein wenig mehr informieren oder sich einen PR-Berater holen. Gerade wenn die eigene Partei nicht so gut da steht, wäre ein wenig mehr Engagement in der doch fast größten Industrie der Welt sicherlich von Vorteil. Wenn man bedängt, dass Gaming die Wählerschaft der nächsten Jahre prägen wird.

Mercedes, die gerne schnell auf den Deutschen Autobahnen fahren, haben es schon mal kapiert und investieren in Influencer im Gaming-Bereich. Und gerade wenn die Innovationen aus der Gaming Industrie der Automobil Industrie so viele Neuerungen bringt, wenn wir zB. nur die Game Engines nehmen, wäre es dann nicht gut die Unternehmen und Unternehmer mehr zu fördern und das Investieren in Deutschland interessanter zu gestallten. Gerade auch für StartUps und kleine Unternehmer? Neue Innovationen landen meistens erst auf Github und die Leute arbeiten meistens nicht bei einem Spieleentwickler. Es ist zu schwer um sich in Deutschland selbständig zu machen und dabei Innovativ zu sein. Und wenn ich mir die Chinesische Strategie anschaue, dann werden die schneller sein um solche Talente aufzufangen und an sich zu binden. Und bitte gliedert doch mal eine der größten Industrien der Welt aus dem Verkehrsministerium aus.

Aber natürlich muss man auch Lob aussprechen, denn die Games-Förderung läuft mittlerweile recht gut und der Bund investiert schon beträchtliche Mengen in große und eingesessene Unternehmen/Gamedev Studios der Branche in Deutschland. Gerade jetzt nachdem 2019 wieder ein ikonisches Studio in das Portfolio eines großen internationalen Publishers ging, sollte man versuchen die Schäfchen im trockenen zu halten.

Ich muss hier nochmals zugeben, dass ich natürlich nicht vollumfänglich informiert bin und ich nur meine, doch eher subjektive, Meinung zum besten gebe.