Kostenlose Spiele und wie vermarkte ich diese als Gamedev

Christian Mai 17, 2021 0 Comments

Kostenlose Spiele sind eine große Sache und immer mehr große Publisher gehen diesen Weg. Klar ist das für kleinere Entwickler oder Solo-Entwickler ein schwerer Schritt, denn man hat bei der Idee ein kostenloses Spiel zu erstellen ein wenig Sorge, dass man nicht davon leben könnte. Aber ich sage, kostenlose Spiele sind so viel einfacherer zu vermarkten, dass es zwar am Anfang noch mühsamer ist als wenn man das Spiel für wenig Geld veröffentlicht.

Kostenlose Spiele, egal ob auf Steam, Google Playstore, iOS AppStore oder sogar Browsergames, bringen dir das Wachstum, das du später brauchst. Warum ich das sagen kann? Ich programmiere und entwickle seit über 20 Jahren Software und Spiele und habe mich über die letzten 5 Jahre komplett auf Marketing spezialisiert. In den 5 Jahren habe ich Dienstleistungen, Software, digitale Produkte, Frauenbekleidung, Chemie, CBD und anderes komisches Zeugs über Online Marketing verkauft. Egal ob in Deutschland, Frankreich, England, USA oder Brasilien, ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie der Nutzer die Landeseiten aufnimmt und wie ich diesen zum kaufen animieren kann. Oftmals führte der eigentliche Verkauf, oder der Upsell, über eine kostenlose Probe oder eine andere Art Geschenk. Dies führt einfach auf die Psychologie des Menschen zurück. Da ich vor Jahren mal in einem Autohaus Autos und Leichte Nutzfahrzeuge verkauft habe(Nach dem verkauf von Giga und dem beenden des Fernsehsenders brauchte ich einfach mal was anderes), musste ich tiefer eintauchen in die Themen Psychologie, Verkaufspsychologie und Neurolinguistische Programmieren. Diese Erfahrung und die vielen Erfolge die ich damit feiern durfte, haben mich klar erkennen lassen, dass man seine eigenen Ideen und Produkte auch verkaufen können muss. Das genialste Spiel wird kein Hit, wenn keiner es ordentlich verkauft und vermarktet. Und die Skeptik der Kunden ist groß. Noch schlimmer ist die eigene Skeptik an sich und seinem Spiel.

Die Skeptik der Kunden ist zu verstehen und nachzuvollziehen. Spieler sind es gewohnt, dass das Marketing wie in den Jahren 2000 durchgeführt wird, weil die Großen nicht großartig was machen müssen oder die Spieler werden zugeballertmit schlechter Facebook, Instagram und Youtube Werbung. Dann gibt es noch die Werbung durch Influencer und co, aber das ist was ganz anderes. Kommen wir noch zu.

Was ist also nun das Ziel und warum kostenlose Spiele? Ganz einfach, du musst die Spieler überzeugen, dass dein Spiel auch das ist was zu sein scheint. Spieler sind am Ende des Tages auch nur Kunden und Menschen und diese möchten umgarnt werden und überzeugt werden. Dazu gehören natürlich auch Zahlen wie Downloads, Reviews, Ratings usw usw. Meistens sind diese Metriken zusammen gesetzt von subjektiven Meinungen und durch die Downloadzahlen. Die Downloadzahlen kannst du beeinflussen, gerade wenn du ein ganz kleines bisschen Budget in Fb Werbung stecken kannst und dein Spiel auf Englischer Sprache erstellt ist. Jetzt fragst du dich… warum?
Ganz einfach:
-Durch die englische Sprache hast du eine viel größere Zielgruppe.
-Auch in den T3 Ländern, in denen du für sehr sehr günstig Werbung schalten kannst, wird Englisch zumindest verstanden.
-Dadurch dass dein Spiel kostenlos ist, können sich auch die Menschen in ärmeren Ländern dein Spiel anschauen und testen. Somit erweiterst du deine Zielgruppe um ein paar Millionen Spieler.

Ich denke so langsam verstehst du, warum ein kostenloses Spiel ein guter Anfang ist. Natürlich gibt es noch ein paar Dinge zu beachten, wie zB. dass dein Spiel auch auf älteren Geräten läuft oder sogar flüssig im Browser spielbar ist. Ich muss leider sagen, fast alle Entwickler mit denen ich rede, konzentrieren sich zu sehr auf Nichtigkeiten. Es wird sich auf große Titel konzentriert und es wird dabei vergessen, dass das durchgetaktete Riesen sind. Wie oft höre ich Clash of Clans und andere Spiele, die das ja angeblich auch so machen. Dabei wird vergessen, dass es bei diesen Entwicklern ganze Abteilungen gibt die sich ums Testen, Performance und Marketing kümmern. Bitte mach nicht den Fehler dich mit großen Mitbewerbern zu vergleichen und zu denken, weil das bei denen funktioniert, dann klappt das auch bei dir.

Auch ich muss mit den Füßen auf dem Boden bleiben, denn auch wenn ich mittlerweile echt viel gesehen habe, habe ich einfach nicht das Budget wie so ein Publisher. Mein Tip ist daher in 90% der Fälle: Arbeite mit dem was du hast, schau dass auch der letzte arme Mensch dein Spiel spielen kann, natürlich nur soweit es sich mit deiner Vision vereinbaren lässt. Manchmal muss man ein paar Abstriche machen, damit die Zielgruppe größer wird. Und stelle das Spiel am Anfang kostenlos zur Verfügung. Wird dein Spiel gut angenommen und du baust eine ordentliche Playerbase auf, kannst du noch immer Ingame Purchase(Einkäufe im Spiel) oder kostenpflichtge Inhalte erstellen.

Ein Fehler den ich auch immer wieder feststelle, wenn ein Entwickler mich um Rat fragt ist: Bevor es losgeht, wird sich erst mal lange damit auseinander gesetzt wie die Ads und Inapp Purchase aussehen soll und wie diese das Geld einspielen. Extrem wird es immer, wenn mir vorgerechnet wird, was das alles einbringen würde. Bitte vergesst das alles erst mal. Eine gute Herangehensweise ist: Geben, geben, geben, fragen! (Hierbei beziehe ich mich gerne auf Gary Vaynerchuck und sein Jab, Jab, Jab, Right Hook.) Gib dem Kunden erst mal was, dann noch was und noch was und dann frag ihn ob er dich mit Geld überschwemmen möchte. Ja, es sollte kostenlos sein, sonst wird der potenzielle Kunde es wahrscheinlich nicht nehmen. Warum sollte er sofort von dir und deinem Spiel überzeugt sein? Und ich möchte jetzt nicht über USPs(Alleinstellungsmerkmale) reden. Auch du musst erst das Vertrauen aufbauen. Deswegen gibt es Demos und die Wochenenden an denen man große Titel auch mal kostenlos spielen kann. Aber wenn man ganz neu ist, dann muss man noch ein wenig mehr geben.

Eine andere gute Sache bei kostenlosen Spielen ist, dass der Spieler der das Spiel runtergeladen hat, eigentlich schon gekauft hat. Ja, auch wenn er nichts gezahlt hat. Du hast ihm dein Spiel verkauft und er gibt dir deswegen seine Zeit. Der schönen Effekt dabei, ein Kunde der schon gekauft hat wird eher erneut bei dir kaufen. Sprich ein bestehender Kunde ist einfacher zu überzeugen als ein Kunde der noch nie von dir gehört hat.(Kalter Kunde, Kaltakquise) Durch dein kostenloses Spiel bekommst du eine Basis die du immer wieder abgrasen kannst. Du könntest nämlich auch dein nächstes Spiel im kostenlosen Spiel bewerben und dann Summe X abfragen. Es gibt halt viele Wege die nach Rom führen.

In diesem Beitrag habe ich nur ein wenig aufzeigen wollen, was du alles machen kannst um eine Spielerbasis aufzubauen, die wahrscheinlich auch dann später dir gerne Geld für deine Spiele gibt. Ich hoffe, dass ich zumindest ein wenig dazu beitragen konnte, dass du dir überlegst, ob der Weg über ein kostenloses Spiel nicht doch interessanter für dich sein könnte als du denkst.